Affiliation:
1. Abteilung für Allgemeinmedizin (AM RUB),
Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Germany
2. Forschungsnetzwerk Alterssicherung, Deutsche Rentenversicherung Bund,
Berlin, Germany
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund Die Covid-19-Pandemie wirkte sich in erheblichem Maße
auf medizinisches Personal aus. Dies führte zu einer sehr hohen
Arbeitsbelastung und verschärften Schutzmaßnahmen für
Ärzt*innen, Pflegepersonal und Patient*innen. Die
Erfahrungen medizinischer Fachkräfte tragen in hohem Maße zu
jedem Forschungsprojekt bei, das darauf abzielt, die Bereitstellung und
Qualität der Versorgung zu verbessern. Darüber hinaus
trägt ihre Teilnahme wesentlich dazu bei, einen besseren Einblick in den
Umgang mit der Pandemie zu gewinnen und zu erfahren, welche Verbesserungen in
Zukunft in Betracht gezogen werden sollten. Im Rahmen unseres Forschungsprojekts
ADAPTIVE (Auswirkungen digitaler Assistenzen auf die Palliative Versorgung)
haben wir mithilfe eines qualitativen Forschungsansatzes die Auswirkungen
evaluiert, die eine webbasierte Software auf die Kommunikation und die
Teamarbeit in multidisziplinären Teams hat und welche nachhaltigen
Veränderungen in der Verantwortung damit einhergehen (z. B.
Medikation und Delegation von Aufgaben). In diesem Beitrag diskutieren wir
anhand des Forschungsprozesses innerhalb von ADAPTIVE die Herausforderungen und
Vorteile der Durchführung eines qualitativen Forschungsprojekts unter
Pandemiebedingungen.
Methoden Die ADAPTIVE-Studie begann im März 2020 und endete im
August 2021. Zur Datenerhebung baten wir 26 Teilnehmer*innen an einem
Interview über die Nutzung eines webbasierten Programms zur
Erleichterung des Austauschs von Patient*inneninformationen in
multidisziplinären Teams in der ambulanten Palliativversorgung in
Deutschland (hauptsächlich Ärzt*innen und
Pflegekräfte) teilzunehmen. Leider waren die Rekrutierung und die
Datenerhebung aufgrund neuer Hygienevorschriften, coronabedingter
Einschränkungen und der anhaltenden Arbeitsbelastung der medizinischen
Fachkräfte eine Herausforderung. Aus diesem Grund mussten wir das
ursprüngliche Studiendesign, das zwei Präsenzinterviews pro
Proband*in und eine Fokusgruppendiskussion vorsah, abändern, so
dass stattdessen ein Telefoninterview durchgeführt wurde. Die
Fokusgruppen wurden letztendlich abgesagt.
Ergebnisse Das Forschungsteam diskutierte im Studienverlauf mehrere
verschiedene Anpassungen der Datenerhebung. Auf Grund der Datenschutzrichtlinien
verschiedener Kliniken, die oftmals fehlende Erfahrung der Proband*innen
mit Videoanrufen und eine möglicherweise schlechte Internetverbindung
entschied sich das Forschungsteam gegen die Option der digitalen Videobefragung.
Alternativ wurden die Proband*innen per Telefon interviewt. Die
ursprünglich geplanten Fokusgruppendiskussionen wurden verworfen, da ein
Zusammentreffen der Proband*innen aus Gründen des
Infektionsschutzes nicht möglich war. Nichtsdestotrotz haben wir durch
das Telefoninterview wichtige Daten zur Nutzung digitaler
Unterstützungssysteme in der Palliativversorgung erhalten, sodass wir
das Forschungsprojekt erfolgreich abschließen konnten.
Diskussion Telefoninterviews haben gegenüber face-to-face
Interviews verschiedene Limitationen. Erstens kann es durch den Mangel an Mimik
und den Verlust der körperlichen Präsenz für die
Proband*innen schwierig sein, eine vertrauensvolle Beziehung zu den
Interviewer*innen aufzubauen. Zweitens fehlt am Telefon auch die
Übermittlung der nonverbalen Kommunikation. Die Ausweitung der
Erhebungsmethode auf Telefoninterviews gab uns jedoch die Möglichkeit,
dass wir die Rekrutierung landesweit durchführen und so die vorher nur
schleppend verlaufene Rekrutierung erfolgreich abschließen konnten.
Schlussfolgerungen Die Rekrutierung und Datenerhebung erwiesen sich als
zeitaufwändiger als bei anderen Forschungsprojekten unter
nicht-pandemischen Bedingungen, zudem waren einige Erhebungsmethoden wie
Fokusgruppen kaum möglich. Ein qualitatives Forschungsdesign bietet
jedoch eine hohe Flexibilität bei der Anpassung des Studiendesigns, so
dass Studien mit den nötigen Anpassungen auch unter Pandemiebedingungen
möglich waren.
Subject
Public Health, Environmental and Occupational Health
Cited by
2 articles.
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