Author:
Luckhaus Christian,Roosterman Dirk,Juckel Georg
Abstract
ZusammenfassungBiobanking in der Medizin betrifft den Aufbau und Betrieb von umfangreichen biologischen Probendepots in Verbindung mit umfassenden Datenarchiven, die klinische und biografische Probandeninformationen enthalten. Hierdurch sollen Proben von kontrollierter hoher und konstanter Qualität für zukünftige Forschungsprojekte bereitgestellt werden. Eine wesentliche Zielsetzung ist es, diverse Blutkomponenten für unterschiedliche biochemische Analysen und experimentelle Ansätze zu asservieren einschließlich verschiedener isolierter Blutzellfraktionen. Bei geeigneter Kryokonservierung können Blutzellen nach dem Auftauen revitalisiert werden, um als in-vitro-Zellmodelle mit biologischen Merkmalen des Spenderorganismus verwendet zu werden. Durch Optimierung der präanalytischen Methoden kann die präanalytische Varianz reduziert und dadurch eine höhere Präzision der analytischen Daten erreicht werden. Dies ist für multivariate Analysen biologischer Systeme („omics“) und die Biomarkerforschung von besonderer Bedeutung. Biobanking in der Psychiatrie hat die spezielle Herausforderung, eine höhere Kompatibilität diagnostischer Zuordnungen mit biologischen Entitäten zu erreichen, als dies durch die gegenwärtigen Diagnosekategorien gem. ICD-10 oder DSM-V ermöglicht wird. Dazu können diagnostische oder transdiagnostische Subgruppen stratifiziert werden, anhand biologisch verankerter klinischer Zusatzkriterien oder psychobiologischer Funktionsparameter. Ein wichtiger ethischer Aspekt im Zusammenhang mit Biobanking ist die Erfordernis für eine erweiterte Einwilligung („broad consent“) der Spender in künftige, noch zu spezifizierende Forschungsprojekte. Der organisatorische, logistische und ökonomische Aufwand für den Aubau und Betrieb einer Biobank ist erheblich, scheint aber berechtigt mit Blick auf hierdurch erreichbare Qualitätsverbesserungen der biomedizinischen Forschung, insbesondere im Bereich der Translation und klinischen Anwendungsentwicklung.
Subject
Psychiatry and Mental health,Neurology (clinical),Neurology