Affiliation:
1. Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche
Hochschule Hannover, Hannover
Abstract
Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel In dieser retrospektiven Studie wurden Patientenakten
von mit Cumarinderivaten vergifteten Hunden ausgewertet, um das klinische Bild
genauer zu charakterisieren.
Material und Methoden Dazu erfolgte eine retrospektive Analyse der Daten
von 52 Hunden mit hämostaseologisch nachgewiesener Intoxikation mit
Cumarinderivaten, die in der Klinik für Kleintiere stationär
zwischen September 2011 und Oktober 2018 behandelt wurden.
Ergebnisse Bei nur 2 Hunden (4%) konnte eine Giftaufnahme sicher
beobachtet werden. Die häufigsten beobachteten Symptome waren ein
reduziertes Allgemeinverhalten (79%), Blässe der Schleimhaut
(79%), Anorexie (60%) und Dyspnoe/Tachypnoe
(60%). Makroskopisch sichtbare innere und äußere
Blutungen traten hingegen seltener auf. Initial zeigte sich in allen
Fällen eine hochgradig veränderte Prothrombinzeit sowie bei den
meisten Patienten eine deutlich verlängerte aktivierte partielle
Thromboplastinzeit. Eine Anämie lag bei 75% der Patienten vor.
Alle in die Studie aufgenommenen Hunde wurden initial mit
10 mg/kg Vitamin K1 intravenös behandelt. Zur
Prophylaxe einer möglichen Unverträglichkeitsreaktion erfolgte
eine Vorbehandlung mit 1 mg/kg Prednisolon. Kein Patient zeigte
Anzeichen einer anaphylaktoiden Reaktion. Transfusionen von Vollblut oder
Erythrozytenkonzentrat bekamen nur 10 der 52 Tiere; nur eines 2
Erythrozytentransfusionen. 94% der Tiere konnten nach einer medianen
Klinikaufenthaltsdauer von 3 Tagen (1–9 Tage) mit physiologischen oder
annähernd physiologischen Gerinnungszeiten zur ambulanten Therapie nach
Hause entlassen werden.
Schlussfolgerung Die Cumarinintoxikation ist oft verbunden mit
unspezifischen Symptomen und besitzt bei adäquater Therapie eine gute
Prognose.
Klinische Relevanz Bei unklaren Erkrankungsfällen ist immer eine
Gerinnungsdiagnostik indiziert. Bei lebensbedrohlichen Notfällen stellt
die unverzügliche intravenöse Infusion von hochdosiertem Vitamin
K1 eine sehr effektive Behandlung dar und führt zu einem
raschen Anstieg der Gerinnungsfaktoraktivität.