Zum Einfluss eines Migrationshintergrundes auf die Umsetzung der Stillabsicht und ein vorzeitiges Abstillen

Author:

Brenne Silke12,Breckenkamp Jürgen3,David Matthias2,Borde Theda4,Razum Oliver3

Affiliation:

1. Medizinische Fakultät, Institut für Allgemeinmedizin, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg

2. Klinik für Gynäkologie, Charité, Campus Virchow-Klinikum, Berlin

3. Fakultät für Gesundheitswissenschaften / AG 3 Epidemiologie & International Public Health, Universität Bielefeld, Bielefeld

4. Alice Salomon Hochschule Berlin, Public Health, Berlin

Abstract

Zusammenfassung Fragestellungen Aktuelle Untersuchungen zum Stillverhalten mit einer angemessenen Berücksichtigung von Migrationsaspekten liegen aus Deutschland nicht vor. Folgende Forschungsfragen sollten mithilfe einer prospektiven Studie beantwortet werden: Welche Faktoren beeinflussen (vorzeitige) Abstillwahrscheinlichkeit und tatsächliche Stilldauer? Welche Rollen spielen Migrationshintergrund (MH) und -generation? Bleiben beobachtete Effekte bestehen, wenn für Bildung, Parität usw. kontrolliert wird? Patientinnenkollektiv und Methodik In einem einjährigen Untersuchungszeitraum wurden in drei Berliner Geburtskliniken Frauen bei Kreißsaalaufnahme u. a. zu soziodemografischen Angaben und Migrationsaspekten befragt. Am 2./3 Tag post partum erfolgte nochmals ein standardisiertes Interview u. a. zu Stillbeginn und geplanter Stilldauer. Ein Teilkollektiv wurde 6 Monate post partum telefonisch u. a. zur tatsächlichen Stilldauer befragt. Das Stillverhalten wurde anhand multivariater Regressionsmodelle analysiert. Für die Analyse der tatsächlichen Stilldauer und möglicher Einflussfaktoren wurde eine Cox-Regression durchgeführt. Ergebnisse Das präpartal befragte Kollektiv umfasste 7100 Frauen (57,9% mit Migrationshintergrund), auf den Wochenbettstationen wurden 6884 Frauen erreicht, beim Teilkollektiv 6 Monate postpartal 605 Frauen. 55,9% der Migrantinnen der 1. Migrantinnengeneration, 32,9% der Frauen der 2./3. Generation und 52,9% der Frauen ohne MH stillten 6 Monate postpartal noch (p<0,001). Im adjustierten Regressionsmodell hatten Frauen mit Migrationshintergrund eine größere Chance mit dem Stillen zu beginnen als Frauen ohne MH. Mit einer Regressionsanalyse nach Cox wurde die Wahrscheinlichkeit, innerhalb von sechs Monaten abzustillen, überprüft: Im adjustierten Modell zeigte sich kein Effekt des Migrationsstatus. Schlussfolgerung Der Faktor Migrationshintergrundes hat nur einen geringen Einfluss auf das Stillverhalten. Bei der Betrachtung möglicher Unterschiede sollte die Migrationsgeneration beachtet werden.

Publisher

Georg Thieme Verlag KG

Subject

Maternity and Midwifery,Obstetrics and Gynecology,Pediatrics, Perinatology and Child Health

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