Affiliation:
1. Urology, University Hospital Cologne, Köln, Germany
Abstract
ZusammenfassungUngefähr 10% der Patienten mit einem seminomatösen testikulären Keimzelltumor werden im klinischen Stadium (KS) IIA/B diagnostiziert. Die aktuellen Therapieempfehlungen der S3-Leitlinie beinhalten die systemische Chemotherapie mit 3 Zyklen PEB oder die perkutane Radiotherapie mit 30 bzw. 36 Gy. Beide Behandlungsvarianten führen zu einer hohen Kurationsrate von 90–94 bzw. 82–90% in den Stadien IIA bzw. IIB. Jedoch sind beide Optionen nicht nur mit einer signifikant erhöhten langfristigen therapieassoziierten Toxizität bezüglich sekundäre Malignome, kardiovaskulärer und metabolischer Erkrankungen, sondern auch mit einer erhöhten therapiebedingten Sterberate assoziiert. Die primäre retroperitoneale Lymphadenektomie (RLA) hat sich in 5 prospektiven und retrospektiven Studien als eine valide therapeutische Alternative entwickelt. Die Rezidivrate beträgt nach einem medianen Follow-up von 25–33 Monaten 11–30%, sodass 70–90% der Patienten ohne eine begleitende Chemotherapie kuriert werden konnten. Alle Patienten wurden im Rezidiv meist mit einer Salvage-Chemotherapie kuriert. Die Rate an operationsbedingten Komplikationen Clavien-Dindo ≥3a ist gering und beträgt nur 3–13%. Der Erfolg der Operation ist abhängig von der Erfahrung der jeweiligen Operateure und dem gewählten Template, sodass die nsRLA nur an ausgewiesenen Zentren durchgeführt werden sollte. Die präoperative Bestimmung des molekularen Biomarkers miR371 korreliert streng mit dem Vorhandensein lymphonodulärer Mikrometastasen und könnte in das diagnostische Armentarium vor Therapie der Seminome im klinischen Stadium IIA/B integriert werden.