Affiliation:
1. Bereich Transfusionsmedizin, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, TU Dresden
Abstract
ZusammenfassungIm Rahmen einer allogenen Blutstammzelltransplantation kommt es häufig zu immunhämatologischen Phänomenen, die im Rahmen der Diagnostik und der supportiven Hämotherapie berücksichtigt werden müssen. Durch Diskrepanzen der AB0-Merkmale von Spender und Empfänger können verschiedene Komplikationen auftreten. Die wesentlichsten sind ein verzögertes Engraftment der Erythropoese nach majorinkompatibler Transplantation (sogenannte Pure-red-Cell-Aplasie [PRCA]) und die verzögerte Hämolyse durch Aktivierung von minorinkompatiblen Lymphozyten im Transplantat, das sogenannte Passenger-Lymphocyte-Syndrom (PLS). Durch ein gezieltes immunhämatologisches Monitoring der Patienten können diese Phänomene zeitgerecht erkannt und adäquat therapiert werden. Ein Wechsel im Bereich des Rhesusantigens D ist ebenfalls bei der Hämotherapie allogen transplantierter Patienten zu berücksichtigen, verursacht allerdings nur selten Komplikationen. Hinsichtlich der Thrombozytenversorgung sollte rechtzeitig vor Konditionierungsbeginn eine gezielte Diagnostik von Immunisierungen gegen HLA- (humane Leukozytenantigene) und plättchenspezifische Antigene erfolgen, um die Thrombozytenversorgung mit ausgewählten Spendern in der Aplasiephase zuverlässig gewährleisten zu können. Bei sehr breit und hochtitrig immunisierten Patienten kann eine Immunsuppression mit Rituximab und Immunadsorption vor Transplantation die Inkremente nach Thrombozytensubstitution verbessern und im Falle von einem HLA-Mismatch des Transplantats auch das Engraftment unterstützen.