Affiliation:
1. Universitätsklinikum Köln, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
2. CIMH Geriatric Psychiatry
Abstract
ZusammenfassungDie Sektion Neurokognitive Störungen im Kapitel 06 (Mental, Behavioural or Neurodevelopmental Disorders) löst in der 11. Revision der ICD (International
Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems), aktuell in der Beta-Version vorliegend, das Kapitel F0 des ICD-10 ab. Es sind hier unter
anderem wesentliche Veränderungen in der Konzeptualisierung von neurodegenerativen Erkrankungen gegenüber der vorherigen Version vorgenommen worden. Zusätzlich
werden die neurodegenerativen Erkrankungen in dem Kapitel 08, (Diseases of the Nervous System) klassifiziert. Positiv ist, dass im Kapitel 06 das Konzept der
„organischen“ Störungen verlassen wurde und stattdessen auf erworbene Erkrankungen mit kognitiven Störungen als Leitsymptom fokussiert.Neben dem Delir und dem amnestischen Syndrom finden sich hier die Demenzen und die leichte neurokognitive Störung. Die ätiologische Klassifikation der Demenzen
richtet sich weiterhin nach syndromalen Kategorien aus. Eine Würdigung der neuen Biomarker-basierten ätiologischen Klassifikation der Alzheimer Krankheit ist
bisher nicht integriert. Die leichte neurokognitive Störung konnte zunächst keiner Ätiologie zugeordnet werden. Dies ist nun ergänzt worden und es besteht die
Möglichkeit, die leichte neurokognitive Störung z. B. mit der Alzheimer Krankheit zu assoziieren. Im Kapitel 08 des ICD-11 ist die Alzheimer Krankheit direkt
kodierbar, ohne dass diese mit einem spezifischen klinischen Syndrom verknüpft wird. Allerdings fehlt auch in diesem Kapitel der Bezug zu Biomarkern, so dass
unklar ist, wie die Alzheimer Krankheit diagnostiziert werden soll. Gleiches gilt für andere neurodegenerative Erkrankungen. Die alte syndromale
Herangehensweise im Kapitel 06 ist aus Sicht der Versorgung und der weltweiten Gültigkeit der ICD nachvollziehbar, da in vielen Regionen der Welt keine
Biomarker für neurodegenerative Erkrankungen zur Verfügung stehen und weil es bis heute nur syndromale Therapien gibt, welche auch nur im Demenzstadium der
Erkrankung wirksam ist. Gleichzeitig ist diese Klassifikation aber auch limitiert, da sie keinen molekular-diagnostischen Zugang bietet, was mit der Einführung
Pathologie-spezifischer Therapien in der Zukunft nicht vereinbar ist.
Subject
Psychiatry and Mental health,Neurology (clinical),Neurology
Cited by
8 articles.
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