Affiliation:
1. Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie,
Universitätsklinikum Leipzig
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund Patienten mit einer Krebserkrankung sind mit Belastungen
konfrontiert, die das Risiko einer psychischen Störung erhöhen. Eine
Partnerschaft moderiert die psychische Gesundheit der Patienten und kann sich
risikomindernd auswirken. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, den Einfluss des
Partnerschaftsstatus auf die 4-Wochen-Prävalenz psychischer Störungen bei
Krebspatienten und dessen Geschlechtsabhängigkeit darzustellen.
Methodik Im Rahmen der Sekundärdatenanalyse einer multizentrischen
Querschnittstudie wurden N=1.857 Patienten mit einer Krebserkrankung (51,6%
Frauen, Alter 18–75 Jahre, Ø Alter 57 Jahre, 79,7% in Partnerschaft) mit einem
schriftlichen Fragebogen und – zur Diagnostik psychischer Störungen
(4-Wochen-Prävalenz) – mit dem CIDI-O-Interview untersucht. Es werden
Häufigkeiten berechnet und binär-logistische Analysen durchgeführt.
Ergebnisse Personen in Partnerschaft zeigen in den univariaten Analysen im
Merkmal Vorliegen mindestens einer psychischen Störung eine signifikant
geringere Häufigkeit (25,4% vs. 35,3%, p<0,001) und es treten seltener
mehrere Störungen gleichzeitig auf. Auch bezüglich einzelner Störungsklassen
werden partnerschaftsbezogene Unterschiede deutlich. Die multivariate
geschlechtsdifferenzierte Analyse bestätigt diesen Trend. Neben Alter und
Einkommen als signifikante Prädiktoren besteht jedoch nur bei Männern ein
signifikanter protektiver Einfluss der Partnerschaft hinsichtlich des Auftretens
einer psychischen Störung (OR=2,5, p<0,001).
Diskussion Bislang ist der Zusammenhang von Partnerschaftsstatus,
Geschlecht und psychischen Störungen bei Patienten mit Krebs nur ansatzweise
untersucht. Die in unseren Analysen gefundenen Zusammenhänge sollten
weiterverfolgt werden, insbesondere der protektive Aspekt einer Partnerschaft
für das Auftreten einer psychischen Störung.
Schlussfolgerung Im Rahmen psychoonkologischer Versorgung sollte der
Partnerschaftsstatus als möglicher Risikofaktor für das Auftreten psychischer
Störungen, insbesondere bei den Männern, berücksichtigt werden.
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