Abstract
Der DGPM-Vorstand hat sich am 09. Februar 2024 in Erfurt zur Klausurtagung getroffen
und dort zukünftige Chancen und Optionen der Forschung in der DGPM diskutiert. Eine
große Stärke unserer Gesellschaft wird in ihrer interprofessionellen Zusammensetzung
gesehen. Perinatalmedizin bedeutet, dass ein Team verschiedener Fachrichtungen mit
Hebammen, Geburtshilfe und Pränataldiagnostik, Neonatologie und Anästhesie sich
gemeinsam für das Wohl von Mutter und Kind rund um die Geburt einsetzt. Sicherheit
und Gesundheit sind dabei ebenso wichtig wie der Respekt vor der interventionsarmen
Geburt und das Erleben der Situation durch die Gebärende. Die Geburtshilfe im
Spannungsfeld risikoantizipierender Interventionen auf der einen Seite und dem
Wunsch nach individualisierter Unterstützung des natürlichen Geburtsprozesses auf
der anderen Seite bleibt in ihrer Umsetzung eine Herausforderung. Geburtshelfende
und Neonatolog*innen lernen hierbei voneinander. Dennoch heizen manche Themen
gelegentlich selbst in diesen beiden eng zusammenarbeitenden Fachdisziplinen
kontroverse Diskussionen an. Dazu gehört die Frage nach der Versorgung an der Grenze
der Lebensfähigkeit, bei der die werdenden Eltern aus unterschiedlicher Perspektive
beraten und einbezogen werden. Wie ist die Versorgungsrealität nach Stufenplan der
Perinatalzentren und welche Defizite bestehen? Wie häufig kommt es Mangels Kapazität
zur Verlegungen der Schwangeren in ein anderes Zentrum? Wie häufig kommt es zur
postnatalen Verlegung von Neugeborenen? Auch die Beratung und das Vorgehen bei
angeborenen fetalen Krankheiten, insbesondere wenn sie selten sind, liefert
Kontroversen gerade im Zusammenhang der Diskussion um die Neufassung des §218. Um
die richtigen Fragen zu formulieren, die benötigt werden, den Versorgungsstand
korrekt wiederzugeben, hat der Vorstand der DGPM eine Arbeitsgruppe gebildet. Am 16.
Mai trifft sich die Gruppe zum Kick-off-Meeting. Die in den vergangenen Jahren in
der DGPM etablierten Forschungsstrukturen bieten die Chance, wichtige
Fragestellungen für die Perinatalmedizin zu beantworten und darüber Einfluss auf
politische Entscheidungen zur besseren Versorgung der uns anvertrauten Frauen und
Familien zu nehmen.