Affiliation:
1. Gesundheitsamt, Landratsamt, Sigmaringen
2. LGL, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
3. Landesinstitut für Schulentwicklung, Baden-Württemberg, Stuttgart
4. Institut für Biometrie und Bioinformatik, Ludwig-Maximilians-Universität, München
Abstract
Zusammenfassung
Anhand von Daten der Einschulungsuntersuchung (ESU) sollen die Effekte der Einführung von Fördermaßnahmen im Bereich Sprache, Mathematik und Singen in den 161 Kindertageseinrichtungen des Landkreises Biberach untersucht werden. Es handelt sich nicht um eine geplante Interventionsstudie, sondern um eine Analyse von Gebrauchsdaten.
ESU-Daten der Einschulungsjahrgänge 2011–2014 (Kinder untersucht in den Schuljahren 2009/2010–2012/2013) aus dem Landkreis Biberach werden in Studie 1 (N=7 148 Kinder) durch Mittelwertsvergleiche und mittels multipler linearer Regression analysiert und in Studie 2 (N=3×80 000 Kinder) deskriptiv mit denen des Landes Baden-Württemberg (BW) verglichen. In Studie 3 (N=1 783 Kinder) wird in einer Querschnittsanalyse des Einschulungsjahrganges 2014 im Landkreis Biberach der Zusammenhang zwischen Förderangeboten und Entwicklungsstand mittels einer logistischen Regression untersucht.
In den Entwicklungsbereichen Sprache, frühe Mathematik sowie visuelle Wahrnehmung und Visuomotorik ergeben sich in Studie 1 vom Einschuljahrgang 2011–2014 statistisch signifikante Leistungsverbesserungen, allerdings nicht im Bereich Grobmotorik. Die Landesdaten zeigen in Studie 2 dagegen keine Hinweise für eine ähnliche Leistungsverbesserung. In Studie 3 ist Mathematikförderung mit günstigeren Entwicklungsprofilen verbunden (frühe Mathematik OR 0,72 [0,55–0,94], grammatische Kompetenz 0,75 [0,59–0,95], auditive Merkspanne 0,53 [0,40–0,70]). Kinder mit Singförderung unterscheiden sich nicht von Kindern ohne Singförderung. Kinder in speziellen Sprachfördergruppen, haben nach 6-monatiger Förderung, meist im Umfang von 4×30 min pro Woche, wie zu erwarten, immer noch ein größeres Risiko für Sprachdefizite (OR 3,32 [2,57–4,28] für grammatische Kompetenz). Sie fallen aber auch in anderen Bereichen, insbesondere im Verhalten häufiger auf (Hyperaktivität OR 3,08 [2,12–4,46]). Kinder, die mit einer nichtdeutschen Familiensprache aufwachsen, sind häufiger im Sprachbereich auffällig (OR 2,78 [2,15–3,59]), aber weniger häufig im Bereich Visuomotorik (OR 0,52 [0,36–0,77]) und Hyperaktivität (0,51 [0,34–0,78]).
Die Analysen von Daten aus der Einschulungsuntersuchung zeigen im Verlauf von 4 Jahren signifikante Leistungsverbesserungen für die Kinder aus dem Landkreis Biberach. Aufgrund des Querschnittsdesigns der Studie sind kausale Schlussfolgerungen nicht möglich. Die Ergebnisse deuten auf das positive Einwirken eines „Biberacher Förderfaktors“ hin. Die Effektstärken entsprechen denen, die die aktuelle Forschung für Kindertageseinrichtungen mit hoher pädagogischer Qualität berichtet.
Subject
Public Health, Environmental and Occupational Health
Cited by
2 articles.
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