Abstract
Ausgehend von Ausschnitten aus Interviews mit psychosozialen Mitarbeiter:innen geht Simon Arnold in seinem Beitrag der Frage des Umgangs mit zutiefst konflikthaften und belastenden Themen in der Geflüchtetenhilfe nach. Er untersucht den Modus, das Setting und die Praxis der Zeugenschaft und wie diese in der Arbeit mit geflüchteten Menschen erlebt werden. Der Beitrag stellt dabei zwei Interviewsequenzen vor und widmet sich in einem dritten Schritt einer detaillierten Lektüre der Schriften Dori Laubs – eines wegweisenden psychoanalytischen Theoretikers des gemeinsamen Zeugnisablegens. Arnold macht Zeugenschaft dabei als Metakonzept für eine Hinwendung und Beziehung zu geflüchteten und traumatisierten Klient:innen aus. Im Zeugnis verbänden sich Testament, Vermächtnis, Bündnis und Performativität, so argumentiert er. Über das gesprochene Wort hinaus verweise es auf eine bisher wenig beachtete szenische und leibliche Dimension mit »Haut und Haar«.
Publisher
Psychosozial-Verlag GmbH and Co. KG
Reference43 articles.
1. Agamben, G. (2003). Was von Auschwitz bleibt. Das Archiv und der Zeuge. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
2. Agger, I. & Jensen, S.B. (1990). Testimony as ritual and evidence in psychotherapy for political refugees. Journal of Traumatic Stress, 3(1), 115–130. https://doi.org/10.1002/jts.2490030109
3. Arnold, S., Jensen, A., Kuhn, M., Zokai, R. & Lohl, J. (2020). Affektive Anteile. Die Szene als psychoanalytischer Beitrag zu einer kritischen Migrationsforschung. Psychologie & Gesellschaftskritik, 44(2), 5–32.
4. Arnold, S., Jensen, A., Kuhn, M., Zokai, R. & Lohl, J. (2021). Stuck in limbo. Psychosoziale Dynamiken von Immobilisierung. In S. Goebel, T. Evers & J. Devlin (Hrsg.), Praktiken der (Im‑)Mobilisierung. Lager, Sammelunterkünfte und Ankerzentren im Kontext von Asylregimen (S. 219–237). Bielefeld: transcript.
5. Baer, U. (2000). Einleitung. In U. Baer (Hrsg.), »Niemand zeugt für den Zeugen«. Erinnerungskultur nach der Shoah (S. 7–31). Frankfurt/M.: Suhrkamp.