Author:
Mordhorst Anneka,Zimmermann Iris,Fleige Heiner,Horn Rainer
Abstract
Friedhofsböden werden im deutschsprachigen Raum überwiegend als Nekrosole oder Rigosole, international als Necrosols oder Anthrosols klassifiziert. Standortfaktoren wie Bodenart, Tiefgründigkeit und Grund‐ oder Stauwassereinfluss spielen eine wichtige Rolle hinsichtlich der Verwesungs‐ (Erdgräber) und Filterleistung (Erd‐ und Urnengräber). Für die vollständige Verwesung innerhalb der Ruhefristen (20–30 Jahre) muss der Sauerstoffbedarf über den funktionierenden Gasaustausch durch die mindestens 90 cm mächtige Deckschicht zur Sargzone gedeckt sein. Unterhalb der Bestattungstiefe (Grabsohle) ist eine ausreichend hohe Filterwirkung der mindestens 70 cm mächtigen Filterschicht erforderlich, um aus dem Sarg oder der Urne austretende (Schad‐)Stoffe, u. a. Schwermetalle, mechanisch und/oder chemisch zu binden, wodurch die Gefahr einer Grundwasserkontamination herabgesetzt wird. Die wenigen Untersuchungen von Urnengräbern und Totenaschen machen deutlich, dass nicht nur die Totenasche eine hohe Streuung im Schwermetallgehalt aufweist, sondern Schwermetallelemente in unterschiedlichem Ausmaß auch aus dem Urnenmaterial in den Boden freigesetzt werden.
Die Durchführung von Sarg‐ und Urnenbestattungen in Böden stellt einen tiefgreifenden Eingriff in die Horizontabfolge und in die Bodenstruktur und ‐stabilität dar, der mit Änderungen der physikalischen und chemischen Bodeneigenschaften und ‐funktionen (Gas‐ und Wasserhaushalt) einhergeht. Vor allem in feinkörnigen Böden können Staunässe und schlechtere Sauerstoffverfügbarkeit innerhalb des Grabes auftreten, die die Bildung von Wachsleichen (Adipocire) begünstigen. Die Beimischung von Branntkalk (Calciumoxid) ist als kostengünstige und effektive Meliorationsmaßnahme zur Verbesserung der Bodenstruktur des wiederverfüllten Bodens im Erdgrab (Deckschicht) beschrieben. Aus Sicht des Bodenschutzes ist daher bei der Ausweisung von Flächen für Urnen‐ oder Erdgräber auf stau‐ oder grundwasserferne sowie tiefgründige Böden mit guten Filter‐ und Puffereigenschaften unterhalb der Bestattungstiefe zu achten.
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1. Historisch‐Ökologische Untersuchungen an Stadtökotypen Lübecks;Aey W.;Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Geobotanik Schleswig‐Holstein,1990
2. DFK 8;Albrecht M.C.,1996
3. Schwermetalle in Böden