Zeitverarbeitung - Verarbeitungszeit: Temporale Invarianten und oszillatorische Mechanismen in Wahrnehmung und Gedächtnis

Author:

Geißler Hans-Georg1

Affiliation:

1. Institut für Allgemeine Psychologie, der Universität Leipzig

Abstract

Zusammenfassung: 1864 hatte der deutsche Biologe von Baer den Gedanken eines “Psychologischen Moments”, verstanden als kleinste Zeiteinheit psychischen Geschehens, eingeführt. Aufbauend auf von Baer schlug in unserem Jahrhundert Brecher (1932) als Dauer des Moments einen Wert von 55,5 ms vor. Békésy hat 1936 für Infraschall die Existenz einer ganzen Kaskade von Diskontinuitäten nachweisen können, die sich in regulärer Weise um diesen Wert gruppieren. Später wurden ähnliche quantenhafte Strukturen auch innerhalb anderer Paradigmen gefunden. In einer Serie von Arbeiten (bes. Geissler, 1987 , 1992 ) haben wir gezeigt, daß Ansätze, die in Entsprechung zu einem zentralen Zeitgeber lediglich eine Hauptbezugsperiode annehmen (z. B. Stroud, 1956 ), von der sich alle anderen Perioden als Harmonische oder Subharmonische ableiten, nicht richtig sein können. Um die gefundenen Strukturen darstellen zu können, muß vielmehr eine in Zeitbereiche gegliederte zeitliche Architektur angenommen werden. Zeitbereiche werden nach dem vorgeschlagenen “Zeitquantenansatz” TQM durch die Annahme von drei gleichzeitig gültigen fundamentalen Bindungen bestimmt: (1) zu einem Bereich Rq gehörige Perioden sind jeweils ganzahlige Mehrfache N einer bereichsspezifischen kürzesten Periode Tq; (2) es existiert ein Vielfaches M = 30 von Tq der Bedeutung einer oberen Schranke des entsprechenden Bereichs, und (3) die kürzeste Periode Tq in einem beliebigen Bereich ist ein ganzzahliges Vielfaches einer absolut kürzesten kognitionsrelevanten Periode von ca. 4,5 ms Dauer, dem sog. Zeitquantum. Für die kleinsten denkbaren Bereiche R1 und R2, mit den vorausgesagten Obergrenzen bei 30 × 4.5 = 135 ms bzw. 30 × 9 = 270 ms, konnten diese Annahmen in Experimenten bestätigt werden. Unterstützende Ergebnisse anderer Forscher unter Bezug auf andere Paradigmen werden referiert. Es wird die Vermutung begründet, daß eine Beziehung zwischen Grundparametern des TQM Ansatzes und von Teghtsoonian (1971) entdeckten psychophysikalischen Invarianzen besteht. In einer kurzen Darstellung einer physiologischen Modellinterpretation von TQM wird auf der Grundlage von Verhaltensdaten die Annahme einer direkten Entsprechung zwischen bestimmten Zeitbereichen und Bändern relevanter Anteile von EEG-Aktivität diskutiert, deren Ausdehnung mit klassischen Definitionen kompatibel ist.

Publisher

Hogrefe Publishing Group

Subject

General Psychology

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