Affiliation:
1. Abteilung für Klinische Psychologie, Psychotherapie und Experimentelle Psychopathologie, Psychologisches Institut, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Deutschland
Abstract
Zusammenfassung: Theoretischer Hintergrund: Der Klimawandel beeinflusst die mentale Gesundheit, auch durch Klimaangst. Ob Klimaangst eine adaptive Reaktion auf die Klimakriese darstellt, wird gegenwärtig diskutiert. Fragestellung: Die vorliegende Studie untersucht Zusammenhänge zwischen Klimaangst und Depressivität/Ängstlichkeit. Ferner wird überprüft, ob ein mittleres Ausmaß an Klimaangst umweltbezogene Verhaltensweisen fördert und ob extreme Ausprägungen ein solches Verhalten verringern. Methode: N = 415 Personen wurden über einen Onlinefragebogen zu Klimaangst, Depressivität/Ängstlichkeit, klimabezogenem Verhalten sowie Klimawandel-Wissen und Selbstwirksamkeit befragt. Ergebnisse: Es besteht eine signifikante positive Korrelation zwischen Klimaangst und Depressivität/Ängstlichkeit. Es wurde keine Evidenz für einen umgekehrt u-förmigen Zusammenhang zwischen Klimaangst und klimabezogenem Verhalten gefunden. In einer multiplen Regression erwies sich Klimaangst als stärkster Prädiktor für klimabezogenes Verhalten. Schlussfolgerung: Es zeigt sich eine mögliche Verbindung von Depressivität/Ängstlichkeit mit Klimaangst. Deren Adaptivität zeigt sich allerdings im Fördern umweltfreundlichen Verhaltens. Die Differenzierung zwischen dysfunktionaler Ängstlichkeit und adaptiver Reaktion ist komplex. Zukünftig sind klare Definitionen von Klimaangst und Längsschnittstudien nötig.