Affiliation:
1. Technische Universität Dresden
Abstract
Zusammenfassung. Hintergrund: Bisher vorliegende Studien zur Häufigkeit psychischer Probleme und psychischer Störungen in den alten und neuen Bundesländern zeigen widersprüchliche Befunde: während einige über keine bedeutsamen Unterschiede berichten, haben andere auf eine bedeutsam schlechtere seelische Gesundheitslage in den neuen Bundesländern hingewiesen. Fragestellung: 1. Haben Personen in den neuen Bundesländern häufiger psychische Störungen? 2. Weisen Personen in den neuen Bundesländern eine schlechtere Lebensqualität und geringere Lebenszufriedenheit auf? Methode: Die Ergebnisse beruhen auf einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe von N = 4181 Personen der erwachsenen Durchschnittsbevölkerung im Alter von 18-65 Jahren (Bundesgesundheitssurvey 1998/99). Psychische Störungen nach DSM-IV wurden mit einem standardisierten diagnostischen Interview (M-CIDI), die gesundheitsbezogene Lebensqualität mit dem SF-36 beurteilt. Ergebnisse: Die 12-Monatsprävalenz psychischer Störungen beträgt 28% (neue Bundesländer), bzw. 32% (alte Bundesländer); das Lebenszeitrisiko beträgt 38,5% gegenüber 44%. Auch nach Kontrolle soziodemographischer und körperlicher Morbiditätsvariablen bestätigt sich insgesamt sowie für die Einzeldiagnosen die tendenziell höhere Morbiditätsrate in den alten Bundesländern: Substanzstörungen, unipolare Depressionen, somatoforme Störungen, soziale Phobien und Essstörungen waren zum Erhebungszeitpunkt in den alten Bundesländern signifikant häufiger als in den Neuen. Hingegen ergab sich für die neuen Bundesländern eine geringfügig schlechtere Zufriedenheit in mehreren Lebensbereichen, während die subjektive gesundheitsbezogene Lebensqualität in den neuen Bundesländern signifikant besser beurteilt wird. Schlussfolgerungen: Die psychische Gesundheit (definiert als Abwesenheit manifester psychischer Störungen) der Bevölkerung in den neuen Bundesländern ist entgegen den Befunden früherer Fragebogenstudien besser als die in den alten Bundesländern; lediglich die Lebenszufriedenheit ist tendenziell schlechter! Diese Befunde unterstreichen, dass die Prävalenzrate psychischer Störungen relativ robust gegenüber regionalen und gesellschaftlichen Einflüssen ist.
Cited by
55 articles.
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