Affiliation:
1. Institute for Forensic Psychology and Forensic Medicine (IFPM), MSH Medical School Hamburg, Deutschland
Abstract
Zusammenfassung: Virtuelle Realität (VR) bietet die Möglichkeit, kontrollierbare, sichere und realistische Umgebungen für die Erforschung von Verhalten und Emotionen in rechtspsychologischen Kontexten zu schaffen. Bislang war dies für bestimmte Fragestellungen mittels traditioneller Forschungsmethoden (z. B. Fallvignetten) aus ethischen oder praktischen Gründen nicht oder nur eingeschränkt möglich. Auf Basis vorliegender empirischer Befunde und der erfolgreichen Nutzung virtueller Szenarien im Bereich (sexueller) Opfererfahrungen schlagen die Autorinnen den Einsatz von VR zur empirischen Überprüfung aussagepsychologischer Methoden vor, im Besonderen der Merkmalsorientierten Inhaltsanalyse. Vor dem Hintergrund teilweise heterogener Befunde hinsichtlich Validität und Reliabilität der Merkmalsorientierten Inhaltsanalyse wird das Potenzial des Einsatzes von VR zur Überwindung der Herausforderungen traditioneller Studiendesigns hinsichtlich des ethischen Dilemmas und interner sowie externer Validität diskutiert, und ethische Herausforderungen der Nutzung von VR im Kontext (sexueller) Opfererfahrungen werden dargestellt. Die Autorinnen plädieren für den Einsatz von VR zur Validierung aussagepsychologischer Methoden, da transparente und reproduzierbare Schlussfolgerungen von weitreichender Bedeutung für die aussagepsychologische Sachverständigentätigkeit sind.