Abstract
ZusammenfassungErmöglicht die Coronapandemie eine Abkehr vom kapitalistischen Zeitregime? Bedingt die Krise eine nachhaltige Neuordnung der Zeit? Der Beitrag betrachtet die COVID-19-Pandemie und die mit ihr einhergehenden staatlichen Maßnahmen aus einer zeit- und wirtschaftssoziologischen Perspektive. Er macht deutlich, dass sich die sozialen und ökonomischen Verwerfungen der Pandemie auch als Ergebnis einer Kollision entgegengesetzter zeitlicher Logiken verstehen lassen. Die staatlichen Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung erzwangen zunächst einen Umgang mit Zeit, der dem kapitalistischen Zeitregime und dessen Prinzipien – Kommodifizierung und rationale Verwertung von Zeit, Beschleunigung sowie Aneignung der Zukunft – widerspricht. Anders als dies z.B. Hartmut Rosa erhofft, impliziert diese „Rückkehr des Staates“ als zeitpolitische Ordnungsmacht jedoch noch keinen Pfadwechsel hin zu einer andauernden „Neuordnung der Zeit“. Der Beitrag zeigt, dass insbesondere jene staatlichen Interventionen, die über die reine Pandemiebekämpfung hinausgehen, als Vermittlungsversuche zwischen unterschiedlichen zeitlichen Logiken zu verstehen sind. Sie federn die Kollision entgegengesetzter zeitlicher Logiken zwar ab, erleichtern im Kern jedoch ein „Zurück“ zum kapitalistischen Zeitregime. Zeitbezogene Ungleichheiten werden dabei unbeirrt fortgeschrieben.
Funder
Max Planck Institute for the Study of Societies (MPIFG)
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Subject
Sociology and Political Science
Cited by
1 articles.
订阅此论文施引文献
订阅此论文施引文献,注册后可以免费订阅5篇论文的施引文献,订阅后可以查看论文全部施引文献