Author:
Jaehrling Karen,Stiehm Christin
Abstract
ZusammenfassungDie Entwicklungen in der öffentlichen Auftragsvergabe lassen sich einerseits als Lehrstück für den übergreifenden Trend einer 'tiefen' Vermarktlichung begreifen, der seit den 1990er Jahren selbst in bereits marktförmig organisierten gesellschaftlichen Teilbereichen eine Intensivierung von Wettbewerbsprinzipien befördert hat. Dennoch ist dies nur ein Teil des Bildes. Denn der rote Faden, der sich durch unsere Befunde zieht, ist trotz allem eine Doppelbewegung von Vermarktlichung und ‚Einbettung‘ (Polanyi) zugunsten gesellschaftlicher Ziele jenseits bloßer ökonomischer Freiheitsrechte. Das liegt wesentlich daran, dass es über alle Schauplätze der Entscheidungsfindung hinweg zu einer (Re-)Politisierung – im Sinne einer Infragestellung, Pluralisierung und Konkurrenz der dort produzierten Normen durch politische und zivilgesellschaftliche Akteure – gekommen ist. Dieser Politisierung an den verschiedenen Schauplätzen der vergabespezifischen Entscheidungsfindung gilt das Hauptaugenmerk dieser Zusammenfassung. Mit dem Begriff der 'variegated de-marketization' wird für eine Forschungsagenda geworben, die sich für die Entwicklungsdynamiken und Erscheinungsformen real existierender Ansätze einernicht-neoliberalenPolitik und Praxis interessiert, ohne zugleich die anhaltenden Effekte der ‚tiefen Vermarktlichung‘ außer Acht zu lassen.
Publisher
Springer Fachmedien Wiesbaden
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