Abstract
ZusammenfassungIm Rahmen der Arbeit der vom Deutschen Bundestag eingesetzten Wahlrechtskommission wurde von den Parteien CDU und CSU die Einführung eines Grabenwahlsystems vorgeschlagen, bei dem der Wahlkreisgewinner mit absoluter Mehrheit ermittelt werden soll, in der Regel durch eine Stichwahl in einem zweiten Wahlgang. Als Argumente für ein solches System wurde vorgebracht, dass damit die üblichen Effekte des Grabenwahlsystems wie starke Verzerrungen der Proportionalität und mögliche Umkehrungen der Mehrheitsverhältnisse abgemildert werden könnten. Der Artikel untersucht die zu erwartenden Effekten der Einführung eines Grabenwahlsystems mit absoluter Mehrheitsregel mit Stichwahl für den Deutschen Bundestag anhand von Simulationen für die letzten beiden Bundestagswahlen. Entgegen den Vermutungen kommt es bei einer solchen Ausgestaltung des Grabenwahlsystems zu stärkeren Verzerrungen des Proporzes als bei einem Grabenwahlsystem, das mit der relativen Mehrheitsregel in den Wahlkreisen kombiniert ist. Des Weiteren kommt es häufiger auch zu Umkehrungen der Parlamentsmehrheiten. Die bekannten Nachteile des Grabenwahlsystems werden also in keiner Weise abgeschwächt, ganz im Gegenteil verstärken sie sich noch.
Funder
Zeppelin Universität gemeinnützige GmbH
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Subject
Sociology and Political Science