Abstract
ZusammenfassungAls konzeptuelle Replikation von Dumont et al. (2017) untersucht diese Studie Effekte der Schulform auf das akademische Selbstkonzept, die Einschätzung eigener Ausbildungschancen und die schulische Motivation von Schüler:innen an nicht-gymnasialen Schulzweigen gegen Ende der Pflichtschulzeit in Klasse 9. Dabei wird anhand von Mehrebenenanalysen geprüft, inwiefern der antizipierte Schulabschluss (mittlerer Schulabschluss [MSA] vs. Hauptschulabschluss [HSA]) und die Klassenzusammensetzung zur Erklärung der Schulformeffekte beitragen. Grundlage der Analysen bilden NEPS-Daten der Startkohorte 3 aus fünf Bundesländern. Um zu prüfen, ob die Effekte über die Zeit variieren, wird zusätzlich zu Klasse 9 (N = 1277) noch ein weiterer Messzeitpunkt in Klasse 5 herangezogen (N = 1572). Die Ergebnisse bestätigen, dass Schüler:innen, die einen mittleren Schulabschluss anstrebten, unter Kontrolle ihrer eigenen Testleistung, der Testleistungen ihrer Mitschüler:innen und der besuchten Schulform, nicht nur höhere Selbstkonzepte im Bereich Lesen und allgemein Schule berichteten, sondern auch eine höhere leistungs- und berufsbezogene Lernmotivation vorwiesen, als Schüler:innen, die planten, die Schule mit einem Hauptschulabschluss zu beenden. Dabei fielen die Ergebnisse zu beiden Messzeitpunkten ähnlich aus. Lehrkräfte sollten also dafür sensibilisiert werden, dass schon die Antizipation des Erwerbs eines niedrigeren Schulabschlusses, über Effekte von Schulform und Klassenzusammensetzung hinaus, Nachteile für die motivationale Entwicklung der Schüler:innen mit sich bringen kann.
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