Author:
Nehls Susanne,Dukart Juergen,Enzensberger Christian,Stickeler Elmar,Eickhoff Simon B.,Chechko Natalia
Abstract
ZusammenfassungDie ersten 4 bis 6 Wochen nach der Geburt werden als Zeitfenster für den Beginn der postpartalen Depression (PPD) definiert. Trotz dieses bekannten Zeitfensters gibt es gravierende Lücken in der Identifizierung und Behandlung der PPD. In der Studie „Risk for Postpartum Depression“ (RiPoD) untersuchten wir spezifische Risikofaktoren und Prädiktoren für postpartale psychische Anpassungsprozesse und stellen die Ergebnisse dieser Studie im Rahmen einer Übersichtsarbeit zum internationalen Forschungsstand vor. Die dynamischen neuroplastischen Veränderungen des mütterlichen Gehirns in der Schwangerschaft und im Wochenbett scheinen in enger Verbindung mit peripartal fluktuierenden Hormonspiegeln zu stehen und diese könnten gemeinsam die Entwicklung postpartaler Stimmungsphänomene beeinflussen. Zu den relevanten Einflussgrößen der PPD gehören hormonelle Risikofaktoren, wie der Babyblues und das prämenstruelle Syndrom. Die Kombination beider Faktoren ermöglicht es, das individuelle PPD-Risiko mit einer Sensitivität von 83 % in der ersten Woche postpartum vorherzusagen. Eine anschließende digitale Überwachung der Symptomentwicklung in den ersten 6 Wochen postpartal erlaubte eine präzise Identifikation von Frauen mit PPD. Das Verständnis der Interaktion von hormonellen Schwankungen, Neuroplastizität und psychiatrischen Störungen bietet einen wichtigen Ansatzpunkt für zukünftige Forschungen. Die frühzeitige Identifikation und Diagnose der PPD sowie kritischer Risikofaktoren lassen sich leicht in die klinische Routine und den Alltag der Patientinnen integrieren, wodurch Frauen mit hohem Risiko für eine gezielte Überwachung identifiziert werden können.
Funder
Universitätsklinikum RWTH Aachen
Publisher
Springer Science and Business Media LLC