Abstract
ZusammenfassungEine effiziente Gesundheitsversorgung braucht gut informierte ÄrztInnen und PatientInnen. In unserem gegenwärtigen Gesundheitssystem gibt es beide nicht. Um das Problem zu illustrieren: In einer nationalen Studie mit 412 US-amerikanischen ÄrztInnen wusste die Mehrzahl nicht, dass die Fünf-Jahres-Überlebensstatistik eine irreführende Metrik im Kontext von Screenings ist und basierten fälschlicherweise ihre Screeningempfehlung darauf. Unter deutschen GynäkologInnen gab es nicht eine einzige, die alle Informationen zu Nutzen und Schaden des Mammographiescreenings bereitstellte, deren es für eine informierte Entscheidung bedürfte. Und in einer nationalen Stichprobe von 300 US-BürgerInnen, die an einer oder mehreren Früherkennungsuntersuchungen teilgenommen hatten, waren 91 % von ihren ÄrztInnen nie über die größten Schäden von Früherkennungsuntersuchungen – Überdiagnosen und Überbehandlungen – informiert worden. Warum haben wir diesen Mangel an Risikokompetenz? Die Forschung dokumentiert, dass es weniger kognitive oder emotionale Defizite sind, die Menschen davon abhalten, Evidenz richtig zu verstehen, sondern vielmehr die Art und Weise, wie statistische Informationen präsentiert werden. Was kann gegen den Mangel getan werden? Medizinische Fakultäten sollten damit beginnen, StudentInnen die simplen Techniken der Risikokommunikation beizubringen, um sie dabei zu unterstützen, medizinische Statistiken richtig zu verstehen. Leitlinien zur vollständigen und transparenten Berichterstattung in Fachzeitschriften, Broschüren und den Medien müssen besser durchgesetzt werden, um die Vermittlung tatsächlicher Fakten zu fördern. Eine kritische Masse informierter Menschen wird nicht alle Probleme unseres Gesundheitssystems lösen, aber sie kann der auslösende Faktor für eine bessere Versorgung sein.
Funder
Charité - Universitätsmedizin Berlin
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Cited by
1 articles.
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